Literarisch-musikalischer Nachmittag  im Schloß Kleßen

16.04.2003 - Literarisch-musikalischer Nachmittag  im Schloß Kleßen

Und wieder singt die Nachtigall

Am Sonntag, den 27. April veranstalten das Kreismuseum Rathenow gemeinsam mit den Besitzern des Schlosses Kleßen, der Familie Thiedig uni 16.00 Uhr im Schloß Kleßen ein Szenische Lesung mit romantischer Lyrik und Prosa.
Kathrin Ebert, Petra Pavel, Karl-Heinz Barthelmeus und Manfred Eisner vom Märkischen Theater Berlin lesen, mimen, singen und spielen Texte, Lieder und Parodien von Chamisso, Eichendorff, Heine, Goethe, Nietzsche und anderen.
Es sind unkonventionelle, ernsthafte aber am Vergnügungswert orientiert Texte, die Menschen in der heutigen Zeit vergnüglich und zugänglich machen.
Die Karten kosten zwölf, ermäßigt zehn Euro und sind in der Galerie Am Märkischen Platz in Rathenow erhältlich. Eine telefonische Vorbestellung unter 03385-503430 empfiehlt sich wegen der großen Nachfrage sowie aus organisatorischen Gründen

Gut und Schloß Kleßen

Das Dorf Kleßen liegt im nördlichen Havelland östlich von Friesack. 1352 wurde es erstmals erwähnt und kam in dieser Zeit in den Besitz der Familie von Bredow, die es bis in das vergangene Jahrhundert behielt.

An einem kleinen See gelegen gehörten zm Dorf schon im 16. Jahrhundert eine Wassermühle, eine Schäferei und ein Weinberg. Joachim von Bredow baute 1580 ein "großes adliges Wohnhaus". Umschlossen war es von einer Mauer mit Türmchen. Gerhard Ludwig Friedrich von Bredow ließ, nachdem dieses baufällig war, 1723 am Südrand des Gutes einen repräsentativen Adelssitz errichten. Ein Nachfahre begann 1858 mit der Umgestaltung der Wirtschaftsgebäude auf dem Gutshof und später auch mit dem Umbau des damals als Fachwerkbau beschriebenen Herrenhauses. Der zeitgemäßen Mode entsprechend erhielten beide Fassaden eine aus dem Barock übernommene Gestaltung mit symmetrisch, in der Mitte hervorspringenden Teilen (Risalite).

Zur Gartenseite war dieser Mittelrisalit großzügig und es entstand ein Saal. Von dieser Seite führte eine Treppe in den Garten. Für Fontane war der Saal "ein hübscher großer Gartensalon mit Stuckfries und Deckenmalerei". Später wurde das Gebäude klassizistisch überformt. Um 1800 gehörte nicht nur der Garten zum Gut Kleßen. Es wurde ein Landschaftspark angelegt, der den Weinberg und den Kleßener See miteinbezog. Davon ist heute nichts mehr erkennbar. 1929 mußte Joachim Graf von Bredow Konkurs anmelden und übergab das Gut der Ritterschaftsbank. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges diente das Herrschaftshaus erst dem Sitz des Bürgermeisters und dann bis 1980 als Kindertagesstätte. Es folgten der Leerstand und damit auch der völlige Verfall.

Dem Engagement der Familie Thiedig aus Berlin ist es zu verdanken, daß es nicht zum Abriß kam. Mit viel Kraft, Mühe, und Liebe wurde dieses Herrenhaus über Jahre hinweg denkmalgerecht saniert und gilt heute als eine der wenigen erhaltenen Dreiflügelanlagen im Havelland. Es dient seit Fertigstellung nicht nur einer privaten Nutzung, sondern steht der Öffentlichkeit mit Veranstaltungen unterschiedlichen Charakters zu Verfügung. Kleßen ist ein glückliches Beispiel für die Sanierung und Nutzung historicher Bauwerke.