... Der Entscheidung vorangegangen war eine zweistündige öffentliche Anhörung, in der alle Betroffenen ihre Position noch einmal dargelegt haben. Die Bürgermeister der Städte Rathenow und Falkensee, die Mobile Heimberatung des Landes Brandenburg, die Regionale Arbeitsstelle für Ausländer, Jugend und Schule (RAA), die Polizei sowie die Asylbewerber und Vertreter der Bürgerinitiative Alt-Brieselang meldeten sich zu Wort. Der Vertreter der Polizei bestätigte noch einmal, dass für die Sicherheit der Asylbewerber an beiden Standorten gleich gut gesorgt werden könne. Die Bürgermeister
der beiden Städte erteilten jeweils ihr Einvernehmen für ein Asylbewerberheim. Jürgen Bigalke, Falkensee, wies jedoch darauf hin, dass man die Genehmigung immer nur jahreweise erneuern werde. Alle anderen Vertreter machten
deutlich, dass sie den Standort Alt-Brieselang für nicht geeignet halten. Der Ortsteil sei zu klein und zu abgelegen, um eine gutes Miteinander von Fremden und Einheimischen ermöglichen zu können. Die Asylbewerber wiesen in ihrer
Stellungnahme, die vom Landrat als Vorsitzendem des Kreisausschusses verlesen wurde, darauf hin, dass sie lieber in Rathenow bleiben würden, weil da die notwendigen Wege zu Behörden, Ärzten und Geschäften einfacher zu erledigen
seien. Ein weiterer wichtiger Grund für ihr Votum für Rathenow war, dass sie hier schon teilweise in das öffentliche Leben eingebunden seien, persönlichen Kontakt zu Einwohnern aufgebaut haben, und diesen Stand der
Integration nicht gern aufgeben würden. Der Vorschlag der Verwaltung, das neue Asylbewerberheim in Alt-Brieselang zu betreiben, hatte für erheblichen Unmut gesorgt. Im Vorfeld des Kreistages am vergangenen
Montag, in dem die Entscheidung für die Vergabe hätte fallen sollen, waren dann neue Fakten für die Bewertung der einzelnen Angebote bekannt geworden: Der Bieter des „Hotel Probst“ war bereit, eine zweijährige Vertragsbindung mit
dem Landkreis zu akzeptieren. Vorher bestand er auf einem Fünf-Jahres-Vertrag, was angesichts der sinkenden Asylbewerberzahlen für den Kreis nicht akzeptabel war. Das nur jährlich erteilte gemeindliche Einvernehmen der Stadt
Falkensee für den Standort Alt-Brieselang war ein weiterer Grund, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Deshalb wurde schließlich der Sonderkreisausschuss einberufen. Der Landkreis muss eines seiner drei
Asylbewerberheime schließen, weil im Heidefeld ein Unternehmen der Optikindustrie investieren möchte. Das Betreiben eines Asylbewerberheimes wurde vom Kreis ausgeschrieben. Darauf meldeten sich vier Interessenten mit sechs
Objekten, von denen außer Alt-Brieselang und Hotel Probst keines akzeptabel war. Die gestrige Entscheidung ist vorbehaltlich der baurechtlichen Umnutzungsgenehmigung gefallen. |