Wirtschaftsdialog zum

07.06.2001 - Wirtschaftsdialog zum „Baseler Rating“ war erfolgreiche Informationsveranstaltung

Der Havelländische Wirtschaftsdialog zum Thema BASELER RATING am 06. Juni in Paaren/Glien, zu dem Landrat Dr. Burkhard Schröder eingeladen hatte, war gut besucht: Mehr als 40 Unternehmer aus dem Havelland waren gekommen, um sich über die EU-Finanzrichtlinie zu informieren.

Von der ‚Märkischen Faser’ über die ‚Drahtspleißerei Köppen’  bis hin zu landwirtschaftlichen Betrieben wurde das Forum von einem breiten Spektrum regionaler Unternehmen besucht.

Eingeleitet wurde der Abend durch einen Fachvortrag von Jürgen Tschirch, Direktor Firmenkunden Nord der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS). „Rating heißt, dass die wirtschaftliche Fähigkeit eines Kreditnehmers, zukünftig seinen Zahlungsverpflichtungen pünktlich nachzukommen, beurteilt wird“, erläuterte Tschirch. „Sie können es auch einen Blick in die Zukunft der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens nennen.“

Eingeführt werden muss es aufgrund einer EU-Richtlinie, die die Eigenkapitalhinterlegung der Banken reformiert. Auf gut Deutsch bedeutet das, dass die Banken verpflichtet werden, die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens anhand eines Kriterienkatalogs strenger als bisher zu überprüfen, um sicherzustellen, dass das als Kredit geliehene Geld auch wieder zurückfließt. Erscheint ein Unternehmen nach dem Ratingprozess nicht sehr finanzstabil, muss die Bank einen höheren Eigenanteil hinterlegen, den sie dann durch höhere Kreditraten refinanziert. Daraus folgt die Formel: Schlechtes Rating-Ergebnis, ungünstige Kreditbedingungen.

Tschirch erläuterte mögliche Bewertungskriterien und riet den Unternehmern, sich durch  gute Planungen und engen Kontakt zu den Banken schon jetzt auf das Rating einzustellen,  auch wenn es bislang noch keine endgültigen Vorstellungen zur praktischen Umsetzung gibt. „Sicher ist nur, dass es ab 2004 in Kraft tritt, bei Krediten ab 200.000 DM eingesetzt wird und selbst mit Kosten von ca. 10.000 DM zu Buche schlagen wird“, so Tschirch.

In der nachfolgenden Diskussion bestätigte Tschirch, dass noch völlig unklar ist, wie ein solches Rating bei Unternehmensgründungen vorgenommen werden soll: „Viele Fixdaten, die man zur Berechnung braucht, zieht man aus der ‚betrieblichen Vergangenheit’. Und die gibt es bei Gründungen logischerweise noch nicht.“

Diese Neuigkeiten vom zukünftigen Finanzmarkt wurden von allen Anwesenden mit Besorgnis aufgenommen. Wolfgang Schütt, Leiter Wirtschaftsförderung bei der IHK Potsdam, wies deshalb darauf hin, dass die IHK ein kostenloses Beratungsangebot für Unternehmen in dieser Sache bereithält. Niemand solle also auf Finanzagenturen hereinfallen, die schon jetzt Rating-Systeme anbieten, sondern sich unabhängig beraten lassen. Außerdem wies Schütt darauf hin, dass das Rating auch einen positiven Aspekt haben könnte: „Unternehmen, die schon jetzt auf gute Liquidität achten, werden ab 2004 deutlich bessere Kreditbedingungen aushandeln können als jetzt“, so seine Prognose.

Fazit der Veranstaltung war, dass Unternehmer sich gerade mit solch schwieriger Fachmaterie nicht früh genug auseinandersetzen können. „Ich bin wirklich froh, dass wir heute über das Rating gesprochen haben, und nicht erst Ende 2003, wenn es schon zu spät ist“, sagte Manfred Arnhölter, Innungsobermeister KFZ, stellvertretend für etliche Anwesende. Ein Informationsvorlauf sei gerade dann, wenn es um Finanzen und damit um Unternehmenszukunft geht, unabdingbar.

Abschließend wies Landrat Dr. Schröder schon auf den nächsten „Havelländischen Wirtschaftsdia log“ hin: Der soll im Herbst stattfinden und wird sich dem Thema private Altersvorsorge widmen.