BSE und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

22.01.2001 -  Gesundheitsamt und Amtstierarzt informieren: Welcher Zusammenhang besteht zwischen BSE und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit?

Seitdem die ersten Fälle von BSE an deutschen Rindern festgestellt wurden und damit sicher ist, dass diese Erkrankung nicht territorial begrenzt auftritt, sind viele Verbraucher verunsichert: Was kann ich noch essen? Ist das Fleisch, die Wurst wirklich von gesunden Tieren?

Die Sorge ist deshalb so groß, weil man nicht ausschließen kann, dass BSE auf den Menschen übertragbar ist, denn die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und Rinderwahnsinn weisen sehr ähnliche Symptome und Erreger auf.
Der Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Knackmuß und Amtstierarzt Dr. Ewert haben im folgenden einige Fakten zu Creutzfeldt-Jakob, BSE und Lebensmitteln zusammengestellt.

1. Creutzfeld-Jakob

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine weltweit auftretende seltene und tödliche Erkrankung des Menschen. Sie wurde 1920 das erste Mal beschrieben. Man rechnet mit einem Fall pro 1 Million Menschen. Das Erkrankungsalter liegt zwischen 55 und 75 Jahren. Im Landkreis Havelland starb 1998 ein Bewohner an der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung.
Bei einer neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit werden besonders jüngere Menschen betroffen. Der Altersdurchschnitt liegt hier bei 29 Jahren.

2. Symptome und Diagnose

Die Patienten zeigen zuerst psychiatrische Symptome, die mit einer Melancholie einhergehen. Später treten wahnähnliche Symptome auf. Es kommt zu Lähmungen, Zittern, epileptischen Anfällen oder blitzartigen Zuckungen der Muskulatur und zu nicht vom Willen gesteuerten Bewegungen, die auch im Schlaf nicht aufhören. Schmerzhafte und andauernde Symptome haben etwa die Hälfte der Patienten in der Frühphase beobachtet. Eine Behandlung der Erkrankung ist bisher nicht bekannt; sie führt zum Tod.
Die Diagnose wird auf Grund der Symptome gestellt. Nach einer Gehirnbiopsie kann man unter dem Mikroskop typische schwammartige Veränderungen in den Gehirnstrukturen erkennen. Sie sind bei Tieren und Menschen so ähnlich, dass man schon frühzeitig einen Zusammenhang vermutet hat.

3. BSE

BSE - Bovine Spongiforme Enzephalopathie - wird umgangssprachlich auch als Rinder-wahnsinn bezeichnet. Sie führt zu einer schwammartigen Veränderung des Gehirns der Rinder, bei denen schwankender Gang, Angst, Unruhe und schließlich der Tod ausgelöst wird. Diese Krankheit wurde zuerst 1986 in England beschrieben. Auch wenn man noch nicht alles über die Übertragungswege weiß, wird angenommen, dass BSE bei Rindern zur neuen Variante der Creutzfeldt-Jacob-Erkrankung beim Menschen führen kann, wenn Risiko-material von diesen erkrankten Tieren verzehrt wurde.

4. Erreger

Als Erreger von BSE und Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung gelten Prionen, Eiweiße, die sich wesentlich von Viren und Bakterien unterscheiden. Sie überleben Hitze von 100 Grad Celsius mühelos. Auch in Böden können sie jahrelang überleben. Wie der Krankheitsmechanismus ausgelöst wird, ist im Einzelnen noch nicht bekannt. Wahrscheinlich lagern sich die Prionen in den Nervenzellen ab und führen zu ihrem Untergang.
Wie lange die Prionen nach der Aufnahme im Menschen zur Auslösung der ersten Symptome benötigen, ist nicht genau bekannt. Man geht von mehreren Jahren aus.
Die Übertragung auf den Menschen kann durch Verzehr von infiziertem Gewebe erkrankter Tiere erfolgen. Die Inaktivierung der Erreger ist durch Kochen oder Braten nicht möglich.

7. Lebensmittel

Als Risikomaterial gelten Hirn, Rückenmark und Innereien wie Milz, Darm oder Mandeln von Rindern, Schafen und Ziegen. In ihnen konzentrieren sich bei erkrankten Tieren die Prionen. Seit dem 1.10.2000 müssen diese Materialien bei der Schlachtung entfernt werden.
Ob die BSE-Erreger im Muskelfleisch von Rindern überhaupt vorkommen, ist noch nicht eindeutig geklärt. Eine klare Aussage zum Risikopotential kann deshalb nicht getroffen werden.
Bei Wurst ist ein Restrisiko nicht auszuschließen, wenn Risikomaterialien enthalten sein sollten. Das kann der Fall sein, wenn ‚Separatorenfleisch’ – von Knochen oder Wirbelsäule abgeschältes Fleisch – verwendet wurde. Das ist jedoch seit Oktober 2000 verboten. Dieses Verbot wird durch Probeentnahmen kontrolliert.
Nach den jetzigen Erkenntnissen der Wissenschaft sind Milch- und Milchprodukte sicher, weil bisher keine Prionen in der Milch nachgewiesen wurden. Ebenso gilt Schweinefleisch, Geflügel und Fisch bisher als unbedenklich. Schafe können an einer BSE-ähnlichen Erkrankung, auch Scrapie oder Traberkrankheit genannt, erkranken.
In Deutschland wird die Gelatine zu 90% aus Schweinschwarten gewonnen. Bei der Produktion von Gelatine werden aber im Herstellungsverfahren durch Säure bzw. Laugenbehandlung so drastische Methoden angewandt, dass die Wissenschaftler bisher die Auffassung vertreten, auch Rindergelatine komme als Überträger der Erkrankung nicht in Frage.

Weitere Fragen beantworten sowohl das Gesundheitsamt (03385 551 4603) als auch die Veterinär- und Lebensmittelüberwachung (03321 403 5510) gern. Bei der Lebensmittelüber-wachung kann auch ein detailliertes Informationsblatt über Lebensmittel und BSE abgefragt werden.