23.05.2001 - Zweite Havelländer Psychiatrietagung in Rathenow Zum Thema „Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für psychisch Kranke“
findet am Mittwoch, den 30. Mai 2001, von 9.00 bis 17.00 Uhr die zweite Havelländer Psychiatrietagung im Paracelsus-Krankenhaus in Rathenow statt. Sozialdezernent Dieter Kieber eröffnet die Tagung, die vom Gesundheitsamt des
Landkreises Havelland in Zusammenarbeit mit „Lichtblick“ e. V., dem Verein zur Förderung der Belange von psychisch kranken Menschen, organisiert wird. In verschiedenen Vorträgen und Arbeitsgruppen werden die Chancen und Grenzen
von seelisch Behinderten erörtert, einer geregelten Arbeit oder Beschäftigung nachzugehen. Die Forderung nach Arbeit für psychisch Kranke wird in der sozialpsychiatrischen Versorgung seit Jahren gestellt. Dabei ist die Euphorie in
den Rehabilitationsbemühungen bis Mitte der neunziger Jahre der Ernüchterung angesichts ungünstiger Entwicklungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt (anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, radikale Veränderungen in der Arbeitswelt)
gewichen. Als Einstieg in die Thematik wird Rolf Emig, Referatsleiter Psychiatrie des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit, Soziales und Frauen in Brandenburg , die Sichtweise der Landesregierung erläutern. In weiteren Vorträgen
stehen die Frage nach der bedarfsgerechten beruflichen Rehabilitation für Psychiatrieerfahrene, die Sicht von Betroffenen sowie Ergebnisse psychiatrischer Studien im Mittelpunkt. In verschiedenen Arbeitsgruppen besteht die
Möglichkeit zur Information über spezielle Angebote: Die Firma Kombi-Service in Potsdam, in der ausschließlich seelisch behinderte Menschen unter Bedingungen der allgemeinen Produktivität arbeiten, wird vorgestellt. Der Verband der
Angehörigen psychisch Kranker hat in Berlin das Projekt „Starthilfe“ ins Leben gerufen, mit dem er psychisch Kranke dabei unterstützt, einen Arbeits- bzw. Arbeitstrainingsplatz zu finden. Die Firma System-Data-AG versucht
ebenfalls, mit ihrem „Job-House“ den Betroffenen den Weg in die Arbeitswelt zu erleichtern. Weitere Arbeitsgruppen widmen sich u.a. dem personenorientierten Ansatz, der gesetzlichen Betreuung von Menschen mit seelischen
Behinderungen sowie dem Betreuungsangebot beim Wohnen. Daneben werden Schwierigkeiten der Betroffenen formuliert: Wechselnde Leistungsfähigkeit, Widersprüche zwischen Angeboten und eigenem Leistungsvermögen, zu geringe Entlohnung.
Trotzdem besteht Einvernehmen darüber, dass Arbeit als tagesstrukturierendes Element zur Stabilisierung der Betroffenen und Entlastung ihrer Angehörigen unverzichtbar ist.
Die zweite Havelländer Psychiatrietagung möchte daher dieser Thematik mehr Gehör verschaffen. |