Großes Interesse an Radtourismus-Forum

26.09.2001 - Großes Interesse an Radtourismus-Forum im Rahmen des „Havelländischen Wirtschaftsdialoges“

Gut fünfzig Gäste aus Kommunalpolitik und Tourismusbranche sind Montag Abend der Einladung von Landrat Dr. Burkhard Schröder und Mittelbrandenburgischer Sparkasse (MBS) zum „Havelländischen Wirtschaftsdialog“ im Golfhotel Semlin gefolgt. Der Wirtschaftsfaktor Tourismus und die Investitionen, die dafür von kommunaler Seite getätigt werden, waren dieses Mal Thema des Fachforums.

Der Radtourismus stand dabei im Mittelpunkt, und der Havelland-Fernradwanderweg, den der Landkreis Havelland gerade baut, wurde beispielhaft vorgestellt.

Zu Beginn wies Landrat Schröder darauf hin, dass der Havelland-Radwanderweg, der von der Landesgrenze Berlins abseits der großen Straßen über 90 Kilometer quer durch das Havelland bis nach Sachsen-Anhalt führt, eines der wichtigsten Tourismusprojekte des Kreises sei. Die ersten 41 Kilometer von der Berliner Stadtgrenze bis Paulinenaue sind fertig und befahrbar; an der 30 Kilometer langen Strecke von Pessin nach Rathenow wird z.Zt. gearbeitet; sie wird im kommenden Jahr abgeschlossen. Die restlichen 20 Kilometer von Rathenow bis Sachsen-Anhalt, die Beschilderung und die Rastplätze werden ebenfalls im kommenden Jahr in Angriff genommen, so dass der Weg komplett ab 2003 befahren werden kann.

Mit einer Gesamtinvestsumme von 16  Millionen DM, von der der Landkreis aus eigenem Haushalt 5,2 Millionen DM aufbringt, „könnten wir uns heute aus Finanznöten nicht mehr für das Projekt entscheiden“, so der Landrat. Um so wichtiger sei es, dass die Kommunen diese Großinvestition als Entwicklungsmotor nutzen: Sie sollten für eine Anbindung an diesen Hauptweg sorgen, so viele zusätzliche kleine Rundwege schaffen und damit die Attraktivität des Weges weiter erhöhen. Rundwege wie ‚Ländchen Rhinow’, ‚Havelländisches Luch’, ‚ Milow und Umgebung’ seien z.B. denkbar. „GFG-Anträge der Kommunen für solche Wege werden wir prioritär behandeln“ , sagte der Landrat. Unterstützung für die Kommunen versprach auch der Vertreter des Arbeitsamtes Neuruppin, Kundenbetriebsleiter Thomas Albrecht: Er erläuterte, wie Vergabe-ABM für Projekte dieser Art genutzt werden können.

Raimund Jennert, Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, machte in seinem Vortrag zur Entwicklung des Radtourismus klar, dass das Havelland mit dem Bau seiner 90 Kilometer langen Radwanderstrecke auf dem richtigen Weg ist: Fast zwei Millionen Deutsche haben etwa 1999 ihren Jahresurlaub im Fahrradsattel verbracht, das ist allein in den letzten drei Jahren ein Zuwachs von fünfzehn Prozent. Für Brandenburg mit seiner klassischen Umlandfunktion für die Berliner habe der Tagestourismus eine herausgehobene Bedeutung. „Da sind Ausfallstrecken aus der Stadt, auf denen der Berliner Radler direkt auf schönen Wegen ins Umland kommt, genau das richtige!“, so der Tourismusfachmann. Axel von Blomberg vom ADFC konnte da nur zustimmen: „Der Havellandradwanderweg geht an der Stadtgrenze los und schließt lückenlos an die Veloroute Schönwalder Allee/ Spandauer Forst an – das ist ein großer Vorteil. “

Für den organisierten Freizeitradler sei außerdem wichtig, dass die Anbindung an das europäische Radfernwegenetz lückenlos erfolge; darauf solle geachtet werden. „Und auch die Einstufung eines Weges ist für Radwanderer sehr wichtig.“ Davon hänge u.a. ab, in welche Karten der Weg aufgenommen wird. Sein Tipp: „Bemühen Sie sich um die Einstufung als Fernweg!“

In der Diskussion meldeten sich vor allem Tourismusanbieter zu Wort. Herr Zemlin von der Ferienhausvermietung Zemlin in Ferchesar regte an, gerade im südlichen Bereich des Weges touristische Attraktionen wie das Nennhausener Schloss oder die Trappenstation anzubinden. Viele Nebenstrecken seien sehr wünschenswert. Der ADFC-Vertreter Blomberg unterstützte ihn: „Gerade in strukturschwachen Gebieten müssen die Anziehungspunkte genutzt werden, sonst werden solche Wege nach unseren Erfahrungen  nicht so gut akzeptiert.“

Herr Rausch vom Ferienhof Rausch in Semlin wies auf die Skater als zusätzliche Zielgruppe hin. Und der Friesacker Bürgermeister Peter Behrend erkundigte sich, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, wenn ein GFG-Antrag gestellt werde. Eine einheitliche Amtsmeinung zu dem Thema, Kostenschätzungen sowie geklärte Eigentumsfragen für die betreffenden Wegstücke seien zumindest nötig, erläuterte Baudezernent Goulbier.

Das große Auditorium und die rege Diskussion habe ihn sehr erfreut und zeige, so Landrat Dr. Schröder abschließend, dass der Landkreis mit dem Bau des Havelland-Radwanderwegs eine richtige Entscheidung getroffen habe. „Jetzt müssen alle gemeinsam dafür sorgen, das aus diesem Entwicklungskern ein Tourismusmotor für unsere Region wird!“