Wirtschaftsamt des Kreises verstärkt Bekämpfung der Schwarzarbeit

20.06.2002 - Wirtschaftsamt des Kreises verstärkt Bekämpfung der Schwarzarbeit

Rund 200 Baustellen kontrollierten die Mitarbeiter des Amtes für Wirtschaftsförderung im ersten Halbjahr 2002 im Landkreis Havelland. Hierbei wurden fast 300 Firmen oder Personen hinsichtlich ihrer Gewerbegenehmigung und der Eintragungen in der Handwerksrolle überprüft. In 210 Fällen konnten keine Verstöße festgestellt werden, dreißig Mal wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die restlichen Überprüfungen sind noch nicht abgeschlossen oder befinden sich in der Bearbeitung durch andere Behörden.

Amtsleiter Bruno Kämmerling: „Die Baustellenkontrollen werden zum größten Teil gemeinsam mit dem Arbeitsamt oder dem Amt für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik durchgeführt.“ Am 12. Juni seien zum Beispiel zehn Bauvorhaben überprüft worden, bei denen zehn Firmen angetroffen wurden. Bei einer Firma, die Außenputzarbeiten tätigte, konnte nur eine Eintragung im Verzeichnis handwerksähnlicher Gewerbe festgestellt werden. Kämmerling: „In solch einem Fall vermuten wir einen Verstoß gegen die Handwerksordnung und leiten ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.“ In diesem Jahr hat die Behörde bereits Bußgeldbescheide in Höhe von insgesamt 15.000 EURO erstellt.

Nach Angaben der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg wird in der Region nahezu ein Viertel der Tätigkeiten im Bau nicht in der offiziellen Wirtschaft, sondern in den „Graubereichen“ von Nachbarschaftshilfen und Schwarzarbeit erbracht. Im gesamten Baugewerbe erreichte danach im Jahr 2001 die Schattenwirtschaft im Raum Berlin/Brandenburg einen Umfang von 3,4 Milliarden EURO.

Diese Zahlen stehen augenscheinlich im Widerspruch zu den Angaben der Kreisverwaltung. Amtsleiter Kämmerling erläutert hierzu: „Tatsächlich ist nur ungefähr fünf Prozent der Überprüften nachzuweisen, dass sie nicht zur Ausübung ihrer jeweiligen Tätigkeit berechtigt sind. Wenn sie aber in der Handwerkerrolle eingetragen sind, ist Schwarzarbeit sehr schwer zu beweisen.“ Deshalb gelte es, den „Vollzeitschwarzarbeitern“ auf die Spur zu kommen. Hierzu werden im Kreis verstärkt Baustellenobservationen vorgenommen. Wiederholungstäter, die sich beim ersten Mal mit Nachbarschaftshilfe herausreden, gelangen so ins Fadenkreuz der Fahnder. Die Fachgemeinschaft geht davon aus,  dass  annähernd Vollbeschäftigung auf dem Bau herrschen würde, wenn das in der Region Berlin-Brandenburg illegal organisierte Arbeitsvolumen von fast 140.000 Vollzeitarbeitskräften legal abgearbeitet würde.