Havelländische Psychiatrietagung

22.05.2002 - „Havelländische Psychiatrietagung“ im Paracelsus-Krankenhaus Rathenow

Thema: „Psychische Störungen im jungen Erwachsenenalter“

Am Mittwoch, den 29. Mai 2002 richtet das Gesundheitsamt des Landkreises Havelland die dritte „Havelländer Psychiatrietagung“ im Rathenower Paracelsus-Krankenhaus von 9.00 bis 16.00 Uhr aus. Die langfristig geplanten Fachtagung mit dem Thema „Psychische Störungen im jungen Erwachsenenalter“ erhält vor dem Hintergrund der jüngsten erschreckenden Ereignisse in Erfurt eine zusätzliche, aktuelle Bedeutung.

Neben Vorträgen von Fachärzten unter der Moderation von Amtsarzt Dr. Knackmuß finden Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen statt, u.a. Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen mit Beginn im Jugendalter, Krisen junger Erwachsener aus Sicht der Betroffenen, Vorstellung von Einrichtungen für Jugendliche und junge Erwachsene im Landkreis Havelland und Land Brandenburg.

Es bei der vom Team des Sozialpsychiatrischen Dienstes vorbereiteten Veranstaltung um eine Gruppe von Betroffenen, die immer häufiger zu beobachten ist: In der täglichen Arbeit mit sogenannten Psychiatrieerfahrenen, d.h. psychisch-kranken jungen Menschen stellen sich zunehmend Schwierigkeiten bei der Versorgung ein, wenn sie psychische Störungen zeigen. Häufig sind die Betroffenen noch ans Elternhaus gebunden oder leben in Heimen. Dort treten aufgrund der seelischen Störungen Konflikte in der Alltagsbewältigung auf. Mangelnde Zukunftsperspektiven verschärfen die Situation häufig. Damit ist die Grundlage zum Aufbau einer eigenständigen Existenz nicht gegeben. Hinzu kommen erhebliche Bildungslücken hinsichtlich Schulabschluss oder Berufsausbildung. Die sozialrechtliche Absicherung (Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe) ist meist nicht gegeben, ganz zu schweigen von geregelten Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen mit einem geregelten Einkommen zur Existenzsicherung.

Ein anderer Trend ist darin zu erkennen, dass sich Störungsbilder nicht mehr in der Eindeutigkeit zeigen wie früher. So werden zunehmend sogenannte Doppeldiagnosen wie z.B. Schizophrenie und Sucht oder sogenannten Persönlichkeitsstörungen beobachtet. Letztere zeichnen sich vor allem durch häufige Beziehungsabbrüche und extreme Schwierigkeiten in der Kontaktaufnahme und dem Pflegen stabiler sozialer Bindungen aus.

Die Tagung soll dazu beitragen, den Blick für diese Defizite bei den Betroffenen zu schärfen, Lösungsmöglichkeiten zu deren Bewältigung zu entwickeln und somit Anstöße zu einer Verbesserung der Versorgung zu geben. Während im Vormittagsteil der Tagung in den Hauptvorträgen sowohl Diagnostik wie auch Therapiemaßnahmen beleuchtet werden und die Betroffenen selbst zu Wort kommen, besteht nachmittags die Möglichkeit zur Teilnahme an einer der Arbeitsgruppen, in denen die oben genannten Themen erörtert werden.

Interessierte Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und in berufsverwandten Tätigkeiten Beschäftigte sowie Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Der Tagungsbeitrag beträgt 20 EUR.