02.10.2003 - Betriebsnachfolge zu Lebzeiten regeln Landrat Dr. Schröder brachte in seiner Begrüßung das Problem auf den Punkt: „Die Unternehmer der ersten Stunde, die sich kurz nach der Wende selbständig gemacht haben,
müssen sich nunmehr mit dem Thema auseinandersetzen, wem sie wann ihr Unternehmen anvertrauen werden.“ Im Landkreis gebe es fast 8.800 überwiegend kleine und kleinste Betriebe, im Bereich des Handwerks alleine 1757
Betriebe. Nach Angaben der IHK-Potsdam seien ein Drittel der brandenburgischen Firmeninhaber älter als 55 Jahre. Prof. Dr. Sievers von der Fachhochschule Brandenburg wies darauf hin, dass bei einem geplanten Eigentümerwechsel
frühzeitig die Mitarbeiter und der neue Chef miteinander bekannt gemacht werden sollten. Wenn die „Chemie“ nicht stimme, sei der bestens laufende Betrieb bald nichts mehr wert.
Über die Schwierigkeiten, den wirklichen Wert eines Betriebes zu errechnen, referierte der Falkenseer Unternehmensberater Daniel vom Hofe. So glaubten viel Verkäufer, dass besonders ihr Betriebsgrundstück einen hohen
Wert erzielen könnte. Vom Hofe: „In Wirklichkeit ist das Grundstück aber eine bilanzielle Belastung für den Käufer, weil er in seiner Bilanz einen finanziellen Gegenwert darstellen muss.“
Um solche und weitere Interessenskonflikte auszuräumen, sei deshalb eine frühzeitige Bewertung des Unternehmens notwendig, sagte Jürgen Tschirch, MBS Potsdam. Durch übereiltes Handeln in Notsituationen, z.B. durch plötzlichen
Unfalltod des Eigentümers, würde den Familien viel Geld verloren gehen. Tschirch: „Wenn der wahre Wert nicht erkannt wird, steht auch die Hausbank vor großen Problemen. Ratsam ist es, sich zu Lebzeiten mit externen Sachverstand
regelmäßig eine Bestandsaufnahme vorzunehmen.“ Vor allem im Bereich des Handwerks, das im Landkreis Havelland fast
10.000 Menschen in Lohn und Brot hält, sei der Bedarf an Informationen zur Betriebsübergabe mittlerweile sehr wichtig. |