15.08.2003 - Weitere Fälle von Badedermatitis am Nymphensee Brieselang
Am Nymphensee Brieselang (Landkreis Havelland) ist es in der jüngsten Vergangenheit zu weiteren Fällen von Badedermatitis gekommen (MAZ berichtete bereits am 25.07.03). Seit
Ende Juli meldeten sich zahlreiche betroffene Badegäste im Gesundheitsamt, um sich Informationen und Ratschläge zum Umgang mit diesem bislang einmaligen Phänomen geben zu lassen. Die Badedermatitis ist zunächst
eine harmlose und ungefährliche, aber durch den heftigen und ggf. lang anhaltenden Juckreiz äußerst unangenehme Erkrankung der Haut. Sie wird durch im Wasser lebende Larven kleiner Saugwürmer aus der Gattung der Trematoden
ausgelöst. Diese Larven werden als Zerkarien bezeichnet. Die menschliche Haut wird von den Zerkarien nur versehentlich als „Fehlwirt“ befallen. Eine vom Gesundheitsamt in Auftrag gegebene Untersuchung des Gewässers durch das
Institut für angewandte Gewässerökologie Seddin bestätigte durch Nachweis der Zerkarien im Wasser die diagnostischen Befunde. Das Auftreten der Badedermatitiden steht in engem Zusammenhang mit der Anwesenheit von
Wasservögeln und Wasserschnecken im Gewässer, die für den Lebenszyklus der Saugwürmer von entscheidender Voraussetzung sind. Der gegenwärtige außergewöhnliche Hitzesommer begünstigt mit Wassertemperaturen von mittlerweile 26 °C die
Entwicklung und das Überleben der Zerkarien in besonderer Weise. Ein Abklingen der in unseren Breiten bislang unbekannten Episode ist daher vorerst nicht absehbar. Während etwa in Süddeutschland, Oberösterreich oder Frankreich die
auch als „Weiherhibbel“ oder „Hundsblattern“ bekannten Erscheinungen regelmäßig zum Sommeralltag gehören, ist dies für Brandenburg (noch?) ungewöhnlich. Abhilfe kann nur durch ein striktes Fütterungsverbot für die
sich im Strandbereich des Nymphensees aufhaltenden Enten und Schwäne erreicht werden. Das Problem ist ein durch falsch verstandene Tierliebe selbst gemachtes: Denn wo keine Enten – da keine Zerkarien! Das
Gesundheitsamt hat den Betreiber des Nymphensees aufgefordert, die Badegäste durch Aufklärung und Warnhinweise auf die Problematik aufmerksam zu machen. Entsprechende Empfehlungen und Hinweise hängen vor Ort aus. So sollten
Betroffene, die bereits mit Hautausschlag und Juckreiz reagiert haben, zukünftig auf das Baden im Nymphensee besser verzichten, da durch eine Sensibilisierung bei wiederholtem Kontakt mit den Zerkarien eine verstärkte Symptomatik
zu erwarten ist. Unabhängig von diesen Einschränkungen ist die hygienische Wasserqualität des Nymphensees nicht zu beanstanden. Das zeigen die regelmäßigen 14-tägigen Wasseruntersuchungen des Gesundheitsamtes, bei
denen beispielsweise verschiedene Bakterienarten wie coliforme Keime oder Fäkalstreptokokken bestimmt werden. Anfragen zur Badedermatitis beantwortet das Gesundheitsamt unter Tel. 03385/551-4630.
Dr. med. Heinz-Walter Knackmuß |