13.07.2004 - Havelländische Badegewässer vom Gesundheitsamt untersucht „Wochenend und Sonnenschein und dann mit dir am Strand allein“ – der abgewandelte Wunschtraum dieses Evergreens blieb im Sommer 2004 bislang eine Illusion.
Sonnenhungrige und Badenixen warteten vergeblich auf wärmeres und Badewetter. Doch das nächste Zwischenhoch kommt bestimmt. Schon am Wochenende könnte es das Havelland erreichen und die Badelustigen in Scharen an unsere heimischen
Gewässer locken. Die Qualität der Badegewässer wird während der Sommersaison kontinuierlich durch das Gesundheitsamt des Landkreises überwacht. Gemäß der Brandenburgischen Badegewässerverordnung werden seit Anfang
Mai wieder alle Badestellen, die der EU-Berichterstattung unterliegen, in 14-tägigem Rhythmus kontrolliert. An allen sonstigen Badeseen erfolgt eine monatliche Prüfung. Insgesamt werden in diesem Jahr im gesamten Landkreis
Havelland 25 Bäder an verschiedenen Seen sowie 11 Flussbadestellen entlang der Havel beprobt. Als bestuntersuchtes Oberflächengewässer gilt der Hohennauener/Ferchesarer See mit seinen 6 überwachten Badestellen in Ferchesar, Semlin,
Hohennauen und Wassersuppe. Gerade an den beiden letzten wurden vor Saisonbeginn mancherlei Anstrengungen zur Verbesserung der Strandbereiche unternommen, die sich gelohnt haben. Wie bereits ausführlich berichtet, lädt auch der
Wolzensee bei Rathenow nach mehreren Jahren der Unbetretbarkeit wieder zu Erholung und Badespaß ein. Wichtigstes Kriterium zur hygienischen Beurteilung eines Gewässers ist seine bakteriologische Belastung. Bei der
mikrobiologischen Analyse werden dabei die Anzahlen der Arten „gesamtcoliforme Bakterien“, „fäkalcoliforme Bakterien“ und „Fäkalstreptokokken“ je 100 Milliliter einer Probe genau ausgezählt, die nach einer Bebrütungszeit von 48
Stunden im Labor auf einem Nährboden wachsen. Ein Wasser gilt aus gesundheitlicher Sicht dann als zum Baden geeignet, wenn die Grenzwerte von 10.000 gesamtcoliformen und 2.000 fäkalcoliformen Keimen je 100 ml eingehalten sind. So
regelt es die EU-Richtlinie 76/160/EWG über die Qualität der Badegewässer für alle Badestellen Europas. Sämtliche bisher analysierten 115 Proben dieses Jahres aus dem Havelland waren aus bakteriologischer Sicht nicht zu beanstanden
und bescheinigen allen unseren Badestellen eine gute Qualität. Die höchsten Keimzahlen lagen bis jetzt mit 230 Bakterienkolonien weit unter den gesundheitlich relevanten Werten. Dies ist letztendlich auch der kühlen Witterung
geschuldet. Gegenwärtig betragen die Wassertemperaturen unserer Seen nur 17 bis 18°C, nachdem sie Anfang Juni schon 23 bis 25 °C erreicht hatten. Immerhin ist das Wasser damit zeitweise wärmer als die Luft in diesen Tagen. Neben den Parametern der Mikrobiologie bestimmt das Labor weiterhin ausgewählte Nährstoffe, z.B. Phosphat und Nitrat. Alle Analysen für den Landkreis Havelland werden im Potsdamer Wasser- und Umweltlabor GmbH &
Co. KG erhoben. Dies ist eine unabhängige Prüfstelle, die vom Deutschen Akkreditierungsrat für diese Untersuchungen zugelassen wurde. Durch die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes erfolgen regelmäßig zusätzliche Vor-Ort-Bestimmungen
der Gewässertemperatur, des pH-Wertes, der Sauerstoffsättigung sowie der Sichttiefe. Letztere ist direkt abhängig vom Nährstoffgehalt und Algenwachstum in einem Gewässer. Die organische Belastung der meisten Seen sowie der Havel
führt zu verminderten Sichttiefen. Blaualgen färben das Wasser grünlich – wie etwa in der Havel und den Seen mit Havelanbindung, den Erdlöchern Milow-Marquede oder den Kiesseen Bergerdamm und Grünefeld. Kieselalgen und Huminstoffe
sorgen dagegen für eine bräunliche Farbe – so beispielsweise am Wolzensee, Steckelsdorfer, Kleßener oder Lochower See und am Strandbad Schönwalde sowie dem Badeteich Etzin. Werden bei höheren Temperaturen Massenentwicklungen von
Blaualgen ausgelöst, die das Wasser „blühen“ lassen – wie der Volksmund sagt – können bei empfindlichen Personen beim Baden Hautreizungen hervorgerufen werden. Gegenwärtig ist dies jedoch nicht zu befürchten. Die
gemessenen Sichttiefen sind momentan noch besser als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Trotzdem unterschreiten derzeit 86 % der Badestellen den 2-m-Richtwert und 57 % den 1-m-Grenzwert der EU-Richtlinie. Dies ist jedoch in
erster Linie kein gesundheitliches, sondern eher ein ästhetische Problem und bedeutet durch die starke Eintrübung eine Erhöhung des Unfallrisikos. Zu den klarsten Gewässern mit Sichttiefen über 2 m gehören der
Badeteich Etzin und der Nymphensee Brieselang. Er ist seit 1999 Träger der „Blauen Europa-Flagge für Badestellen“. Diese internationale Auszeichnung wird von der Stiftung für Umwelterziehung in Europa an Badestellen für besondere
Leistungen in den Bereichen Badegewässerqualität, Umweltschutz und -information sowie Sicherheit verliehen. Bundesweit tragen nur wenige Binnenland-Badestellen diesen Titel. In Brandenburg wurde diese Anerkennung 2004 insgesamt
drei Gewässern zuteil. Die jeweils aktuellen Untersuchungsdaten unserer Badegewässer können entweder beim Gesundheitsamt erfragt werden oder sind für die Badestellen mit überregionaler Bedeutung im Internet unter
der Adresse Nun können Wochenend und Sonnenschein kommen – die Seen im Havelland laden mit ihrer guten Wasserqualität zum Baden ein!
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