Leichenhalle des von Borsigschen Familienbegräbnisses

25.06.2004 - Leichenhalle des von Borsigschen Familienbegräbnisses in Groß Behnitz wieder repariert

Die Leichenhalle des Borsigschen Familienbegräbnisses hinter der Dorfkirche von Groß Behnitz ist wieder repariert. Vor einigen Tagen konnten die zuständige Pfarrerin Angela Kallweit vom Pfarramt Wachow sowie die bauleitende Architektin Stefanie Winckler vom auf denkmalpflegerische Sanierungen spezialisierten Atelier Christoph Fischer / Berlin die letzten Handwerkerarbeiten abnehmen.
Vor knapp einem Jahr hatten beide zusammen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Havelland bestürzt feststellen müssen, dass ein Orkan eine alte Eiche auf die Leichenhalle hatte stürzen lassen. Das gesamte Dachtragwerk hatte sich verschoben, Dachspitze und Dachkreuz waren weggedrückt, starke Risse im Mauerwerk, Putz und Stuck sowie in der inneren Rabitzdecke waren zu verzeichnen. Es bestand die Gefahr des Einsturzes und des Verlustes von mehr als 10 jährigen Bemühungen um das baukünstlerische Kleinod. Der Zustand der ab 1922 durch die Architekten Schmohl und Hillenbrand errichteten Leichenhalle hatte sich so sehr verschlechtert, dass der damalige Landkreis Nauen 1992 10.000,00 DM zur Verfügung stellte, um zusätzlich mit Mitteln des Landes eine erste Notsicherung durchzuführen. Die umfassende Sanierung wurde jedoch erst möglich, nachdem die großzügige Spende eines heute in München ansässigen Angehörigen der Familie von Borsig sowie Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des (mittlerweile eingestellten) Bund-Länder-Programmes „Dach und Fach“ zusammengeführt werden konnten.
Die Fa. Gottschalk Baudenkmalpflege, Friesack; die Fa. Jacob Restaurierung, Ketzür sowie weitere havelländische bzw. brandenburgische Handwerksunternehmen machten sich 2002 an die Sanierung, bis der Orkan des Jahres 2003 ihr weitgehend abgeschlossenes Werk drohte zu Nichte zu machen. Die kirchliche Gebäudeversicherung und das Engagement der bauleitenden Architektin, die sich mit der kreislichen Denkmalschutzbehörde schnell über die „Reparatur der Reparatur“ einigen konnte, lassen die ungewöhnliche neobarocke Leichenhalle jetzt wieder in altem Glanz erstrahlen.
Die bekannte Berliner Eisenbahn- und Industriellenfamilie Borsig hatte in Groß Behnitz nicht nur ihr Familienbegräbnis errichten lassen, sondern bereits seit 1868 das vis à vis der Dorfstraße gelegene landwirtschaftliche Mustergut. Diese große, in italianisierenden Formen errichtete Anlage wird derzeit von der Landgut Borsig Betriebs GmbH mit Unterstützung der Kreisverwaltung Havelland und unter Wahrung denkmalpflegerischer Gesichtspunkte zu einem tourismuswirtschaftlichen Höhepunkt für den Landkreis und darüber hinaus ausgebaut.