29.04.2004 - Deutschlands Birnbaum und romantische Ritterdichtungen
In einem kleinen, feinen Reiseführer der etwas anderen Art hat auch das Havelland seinen Platz gefunden: „Deutsche Literaturlandschaften“ 2004/ 2005 heißt der Band
aus gleichnamigem Verlag, der Reiseziele aus der Literatur vorstellt. Rathenow und Nennhausen sowie Ribbeck finden sich dort neben solch altehrwürdigen Orten wie der Brecht-Geburtsstadt Augsburg, der Hegel-Stadt Stuttgart oder der
Klassikerstadt Weimar. Das Werk bietet neben Bildern und einem Info-Teil zu jedem Ort Wissenswertes, Anekdoten und Hintergründe rund um das Thema Literatur. Für Nennhausen steht, wie könnte es anders sein, der romantisch
veranlagte Graf de la Motte Fouque und sein Wirken im Schloss im Mittelpunkt. Die Gesprächskreise mit intellektuellen Größen der Zeit wie Wilhelm von Humboldt, Chamisso, Kleist und den Schlegels werden skizziert. Ebenso des Grafen
Schaffen, das enorm vielseitig und viel gelesen war und von Ritterromanen bis zu Dramen, Erzählungen und Gedichten reichte. Vieles davon, aber nicht alles, ist heute vergessen. Das schöne Lied „Frisch auf zum fröhlichen
Jagen“ etwa stammt auch aus Fouques Feder. Geschrieben wurde es allerdings nicht, wie man vermuten würde, als Jägerlied, sondern als Begleitmusik für die havelländischen Truppen im Kampf gegen Napoleon. Der zweite
besprochene havelländische Ort ist Ribbeck. Und dafür ist natürlich Fontanes Ballade vom „Herrn Ribbeck auf Ribbeck“ verantwortlich. Zu einem „Balladenklassiker ersten Ranges“ habe sich das Gedicht im Verlauf der letzten hundert
Jahre gemausert, so die Autoren. In vielen alten Bundesländern ist das Gedicht seit Jahrzehnten Bestandteil der Rahmenunterrichtspläne und verschafft dem Ort an der B 5 eine solche Berühmtheit, dass das Kapitel wohl mit Recht
mit „Deutschlands Birnbaum“ überschrieben ist. Dabei wird bei aller Begeisterung bei der Beschreibung von Ribbecks Sehenswürdigkeiten auch charmant auf die noch brachliegenden Potentiale des Dorfes hingewiesen. Fontanes
Andeutung „So spendet Segen noch immer die Hand/ des Ribbeck von Ribbeck auf Havelland“ habe noch nicht ihr Ende gefunden, so die Autoren. Gedichte seien zuweilen beständiger als große Kapitalien und damit vielleicht eben so
nütze. Das Buch kostet 6 Euro und ist über den Buchhandel (ISBN 3-926304-07-3) oder über den Verlag Deutsche Literaturlandschaften e.K. zu beziehen. |