Wenig Nachwuchs für Büroberufe

09.05.2005 - Wenig Nachwuchs für Büroberufe
Schlechte Leistungen von Bewerbern / Acht Ausbildungsplätze müssen unbesetzt bleiben

Für den Landkreis Havelland wurden im Februar Bewerber gesucht, die nach erfolgreichem Abschluss der 10. Klasse Verwaltungsfachangestellte, Kaufleute für Bürokommunikation, Bürokaufleute, Informatikkaufleute, Straßenwärter oder Vermessungstechniker werden wollen. Hinter den Ausschreibungen verbargen sich insgesamt 16 Ausbildungsplätze. Das Auswahlverfahren steht nun kurz vor dem Abschluss, so dass Bilanz gezogen werden kann. Trauriges Resultat ist, dass die Hälfte der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können.
Insgesamt gingen 230 Bewerbungen ein, von denen ca. 20 Prozent wegen schlechter Schulnoten in einer ersten Vorauswahl scheiterten. Außer bei den Straßenwärtern wurden als zweites Auswahlkriterium die Ergebnisse eines Eignungstests herangezogen. Den Eignungstest der Vermessungstechniker schafften nur drei Bewerber mit akzeptablen Ergebnissen. Zehn von 14 Teilnehmern konnten z. B. nicht begründen, warum sie diesen Beruf erlernen möchten.    
Für die Büroberufe wurden insgesamt 56 Bewerber zum Eignungstest eingeladen. Da sich viele Bewerber für mehrere Berufe bewarben und auch in die engere Wahl kamen, wurde der Test mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausgewertet. Nur zwei Bewerber erreichten die Note „gut“. Der Einladung zum Vorstellungsgespräch folgten 12 Bewerber. Hier zeigte sich in den meisten Gesprächen, dass die jungen Leute zwar das zugesandte Informationsmaterial gelesen hatten, sich aber darüber hinaus über ihre zukünftige Ausbildungsbehörde kaum informiert haben. Auch das Berufsbild war nicht immer klar.
Im Ergebnis konnten drei Ausbildungsplätze als Verwaltungsfachangestellte besetzt werden, drei Bewerbern wurde eine Ausbildung als Bürokauffrau/-mann anstelle des Wunschberufes angeboten. Zwei nahmen das Angebot an. Leider konnten für die Ausbildung für Bürokommunikations- und Informatikkaufleute keine geeigneten Bewerber gefunden werden, so dass weitere sechs Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben müssen. In Anbetracht der wenigen Lehrstellen, die es in der Region gibt, ist das besonders traurig. Für das übernächste Ausbildungsjahr soll die Ausschreibung der Ausbildungsplätze deshalb bereits in diesem Herbst erfolgen.
„Wir erhoffen uns durch den frühen Termin bessere Bewerber“, sagte Roger Lewandowski, Erster Beigeordneter des Landkreises Havelland. Er nahm an einigen Vorstellungsgesprächen teil und musste feststellen, wie wenig politisches Interesse und Allgemeinbildung die Jugendlichen heute haben. 
Der Landkreis Havelland übernimmt die Auszubildenden nach der Berufsausbildung zunächst befristet für ein Jahr, wenn sie die Ausbildung mit der Note „befriedigend“ oder besser sowohl in der theoretischen als auch in der fachpraktischen Ausbildung erreichen.  Diese hohen Anforderungen können die Auszubildenden nur dann erfüllen, wenn sie mit Interesse und Ehrgeiz ihre Lernaufgaben erfüllen. Wer schon schlecht vorbereitet zum Vorstellungsgespräch erscheint, lässt daran ernste Zweifel aufkommen