23.03.2006 - Zu Gast bei Freunden - Fan-Projekt in Paaren weiterhin offenVöllig offen ist derzeit noch der Ausgang des Zeltstadtprojekts zur Fußball-WM in Paaren im Glien. Nachhaltig geschädigt hingegen ist
heute bereits das Image der 600 Einwohner- Gemeinde am Berliner Autobahnring. Kaum eine überregionale Zeitung unterließ es in den vergangenen Wochen darauf hinzuweisen, dass in Paaren eine Bürgerinitiative das Fußballfest
verhindern will. Die Stimmung ist inzwischen so aufgeheizt worden, dass die Süddeutsche Zeitung in ihrer Überschrift über Paaren titelte: „Die Welt zu Gast bei Feinden“. „Ich weiß, dass Paaren immer ein gastfreundliches
Dorf war, und nehme die Bedenken der Einwohner sehr ernst“, erklärt Landrat Dr. Schröder. „Ängste dürfen aber kein Entscheidungskriterium sein, um rechtsstaatliche Verfahren auf den Kopf zu stellen.“ Zur Zeit laufe das
Genehmigungsverfahren zur Durchführung der Veranstaltung. Hierbei sind sowohl die lokale wie die kreisliche Ordnungsbehörde, aber auch das Polizeipräsidium in Potsdam und das Amt für Immissionsschutz einbezogen. Kritik wegen
einer angeblichen Verzögerung bei der Bearbeitung des Antrages weist der Landrat scharf zurück. Obwohl seit Mitte Dezember vorigen Jahres der Veranstalter von der Erfordernis eines Bauantrages zur Errichtung der Zeltstadt wusste,
erfolgte dessen Einreichung beim Kreis erst am 27. Februar. Anhand eines beigefügten Veranstaltungskonzeptes wurde aber deutlich, dass im Mittelpunkt des Fan-Projekts die Brandenburghalle steht. Hier sollen die Fußballgäste aus dem
Ausland auf einer Großbildleinwand die WM-Spiele verfolgen können. Um in der Halle einen reibungs- und gefahrlosen Ablauf zu garantieren, wurde der Bauantrag auf den Status einer „Sonderveranstaltung“ erweitert. Damit hat der
Veranstalter auch ein mit der Polizei abgestimmtes Sicherheitskonzept einzureichen. „Mich ärgert “, so der Landrat, „dass jetzt politische Mandatsträger unterschiedlicher Coleur mit ihren öffentlichen Äußerungen bzw. Aktionen
zusätzlich Verwirrung stiften.“ So fordere zum Beispiel der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Grünen eine „schnellstmögliche“ Entscheidung des Landrates, obwohl nach geltendem Baurecht eine vierwöchige Frist für Stellungnahmen
der Träger öffentliche Belange vorgegeben ist. „Natürlich dränge auch ich darauf, dass diese notwendigen Zuarbeiten so schnell wie möglich dem Kreis vorliegen – die Bewertung und Entscheidung über den Antrag obliegt aber dem
Bauordnungsamt und nicht dem Landrat“, erläutert Landrat Schröder. Irritationen verursache auch der Bürgermeister von Schönwalde. Bodo Oehme sieht und beansprucht in der Öffentlichkeit ein entscheidendes Mitwirkungsrecht
der Bürgerinitiative gegen die Zeltstadt. Baudezernent Jürgen Goulbier: „Es gibt kein Vollkaskoschutz gegen Vandalismusschäden im öffentlichen Gemeinderaum und im Rahmen eines Bauantrages auf einem abgeschlossenen Grundstück auch
keine rechtliche Möglichkeit diesen durchzusetzen.“ Allein aus diesem Grunde könne deshalb das gemeindliche Einvernehmen nicht verweigert werden. Falls das dennoch geschehe, müsse Bürgermeister Oehme diesen Beschluss seiner
Gemeindevertretung sogar beanstanden. Landrat Burkhard Schröder erwartet, dass sich im Rahmen des laufenden Beteiligungsverfahrens insbesondere die Polizei zu allen Sicherheitsbelangen der Sonderveranstaltung und des Umfeldes
klar positioniert. „Überzogene Forderungen, wie das Vorhalten einer Hundertschaft von Polizeibeamten bewirken hier genau das Gegenteil. Die Bevölkerung wird mehr und mehr verunsichert und den Medien eine Plattform geboten, die
Havelländer als ungastlich abzustempeln.“ Grundsätzlich gehe er davon aus, dass die Polizei hier in Paaren wie an zahlreichen anderen Veranstaltungsorten in Berlin und Brandenburg die öffentliche Sicherheit garantieren wird. Mit
etwas mehr Sachlichkeit in der Diskussion hofft der Landrat deshalb darauf, dass der Leitspruch der WM „Zu Gast bei Freunden“ auch im Havelland mit Leben erfüllt wird. |