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Gezielte Unterstützung bei der Kommunikation

Zum Internationalen Tag gegen Rassismus hebt die Migrationsbeauftragte des Landkreises, Noemi Pietruszka, in diesem Jahr die Wichtigkeit der Migrationssozialarbeit hervor.

Seit 58 Jahren wird am 21. März der Internationale Tag gegen Rassismus begangen. Ausgerufen wurde der Tag von den Vereinten Nationen in Erinnerung an die Proteste in Südafrika, bei denen 69 friedlich für ihre Rechte Demonstrierende von der Polizei erschossen wurden.

 

„Rassismus ist ein schmerzliches Thema, über das nicht gerne in den öffentlichen Debatten gesprochen wird. Doch Rassismus auszublenden und zu behaupten, er betrifft uns nicht, ist ein Märchen. Migrantinnen und Migranten sind längst ein Teil der havelländischen Gesellschaft. Frisch im Havelland angekommen, brauchen sie selbstverständlich eine gezielte Unterstützung bei der Kommunikation mit den Behörden oder bei der Wohnungssuche.“ So fasst Noemi Pietruszka ihr Statement zum diesjährigen Internationalen Tag gegen Rassismus zusammen. In diesem Jahr besuchte sie die Migrationsberatungsstelle für erwachsene Zuwanderer in Rathenow in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt. Aktuell beraten und betreuen drei Mitarbeiter an drei Standorten im Landkreis – Rathenow, Nauen sowie Falkensee –  täglich Migrantinnen und Migranten zum Thema „Leben in Deutschland“ und lotsen die Menschen durch den Verwaltungsdschungel.

Noemi Pietruszka hatte bei ihrem Besuch die Gelegenheit, die Berater bei ihrer Arbeit zu begleiten.

Zum ersten Termin kommt ein junger Mann aus Afghanistan in Begleitung seiner Mutter. Ali [der Name wurde geändert] breitet auf dem Tisch mehrere Dokumente aus. Beraterin Sonja Pfitzner prüft mit geübtem Auge die Dokumente und sortiert sie nach Priorität:

„Klienten haben Angst vor dem Briefkasten, weil sie Dutzende Briefe von Ämtern bekommen“, fasst sie kurz zusammen. Kein Wunder, wenn man die vor ihr liegenden Schriftstücke näher betrachtet:

„Weiterbewilligungsantrag Antrag auf Weiterbewilligung des Bürgergeldes nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II)“, „Bescheid über die Aufhebung des Bescheids über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung von Übergangseinrichtung zur vorläufigen Unterbringung von Spätaussiedlern und ausländischen Flüchtlingen des Landkreises Havelland“ oder „Mahnung für die Wohnung“ möchten abgearbeitet werden. „Bei dieser Behördensprache bräuchten auch die Muttersprachler eine Übersetzung“, konstatiert Sonja Pfitzner.

Nach einer Stunde ist die Korrespondenz bewältigt, inklusive der Suche nach einem Farsi sprechenden Hausarzt für die Mutter von Ali. Zufriedene Gesichter von Mutter und Sohn zeigen die große Erleichterung über die abgearbeiteten Briefe. Nach einer kurzen Pause kommt schon der nächste Termin: eine junge Mutter mit zwei Kindern. Unterhaltsvorschuss sowie Stromrechnung sind die Themen der Beratung. Während Sonja Pfitzner sich durch die Anträge arbeitet, malen die Kindern mit den Buntstiften auf Papier. Danach werden die Kunstwerke auf die Wand des Raumes feierlich von den Kindern aufgehängt.

Während der Beratungen klingelt immer wieder das Telefon: neue Terminanfragen. Täglich haben die Berater bis zu 15 Termine. „Jeder Tag ist anders, es ist nie langweilig“, fasst Björn Steinberg, der Leiter der Beratungsstelle, die Arbeit zusammen. Die Arbeit der Beratungsstelle oszilliert zwischen der (Zivil)Gesellschaft, Politik und Verwaltung. „Wir tragen enorm zur Integration bei, weil wir die Migrantinnen und Migranten dabei unterstützen, in Deutschland anzukommen und Fuß zu fassen.“ Lobende Worte findet Björn Steinberg für das Jobcenter sowie das Amt für Ausländerangelegenheiten: „Wir pflegen einen sehr guten Kontakt zueinander und können unkompliziert auf kurzen Wegen durch ein Telefonat viele Dinge beschleunigen“.

Die Beratungsstelle berät Menschen mit geklärten Aufenthaltsstatus sowie Zuwanderer mit einem dauerhaften Aufenthalt, darunter auch EU-Bürgerinnen und EU-Bürger.

Mehr Informationen finden Interessierte unter:

https://awo-potsdam.de/de/standort/migrationsberatungsstelle-fuer-erwachsene-zuwanderer-in-havelland/