Schon von weitem kann man den Standort der Sankt-Marien-Andreas-Kirche an ihrem alle städtischen Bauwerke überragen-den Turm ausmachen. Sie befindet sich inmitten der Altstadt als Ausgangspunkt der Besiedlung von Rathenow.
Der Denkmalbereich Kirchberg besteht mit den ihn beschreibenden Straßen Mühlenstraße, Freier Hof, Wassserpforte, Marien- Kleine und Große Kirchstraße sowie Kirchgang. Die verschiedenen Gebäude spiegeln Architektur und Baugeschichte aus 5 Jahrhunderten wider und bilden in dieser konzentrierten Form ein in der Stadt Rathenow einmaliges Ensemble von schützenswerten Bauwerken.
Außerdem gehört der Kirchplatz zu einem Bodendenkmal mit der Bezeichnung: Mittelalterlicher/ frühneuzeitlicher Stadtkern. Es befindet sich innerhalb der Grenzen Kirchplatz, Berliner Straße , Schleusenkanal und Vor dem Mühlentor. Hier erfolgten bereits im 12. Jh. erste Ansiedlungen vor der eigentlichen Stadtgründung im 13. Jh.
Der Kirchenbau ist eine dreischiffige Hallenkirche mit Hallenumgangstor und quadratischem eingezogenem Westturm.
An der Kirche sind mehrere stilistisch-architektonischen Veränderungen ablesbar:
So sind von dem einstigen romanischen Bauwerk, einer kreuzförmigen Basilika mit Querhaus und rechteckigem Westturm aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts die östliche Querhauswand mit zwei Apsiden sowie die südliche und nördliche Querschiffwand erhalten.
Zwischen 1350 und 1380 wurde der romanische Chor durch den Hallenumgangschor und als flankierende Kapellen die Marienkappelle im Norden und Andreaskapelle im Süden ersetzt.
Ab 1517 erfolgte der Umbau zu einer gotischen Hallenkirche, und bis 1560 wurde in einer wiederholt unterbrochenen Bauzeit anstelle des Basilika-Langhauses und des Querhauses eine gewölbte Halle errichtet und an der Nordseite ein von 2 Kreisblenden flankiertes Spitzbogenportal eingefügt.
Nach der Reparatur und Erhöhung des mittelalterlichen Turmes im Jahr 1727 mußte er 1818/19 abgetragen werden. Zwischen 1822 und 1828 errichtete man einen Turm in neugotischem Stil mit einem quadratischen Turmschaft sowie oktogonalem Aufsatz und schiefergedecktem Helm. In diesem Zustand blieb die Kirche mit Überformungen des Inneraumes bis zu ihrer Zerstörung am Ende des 2. Weltkrieges im Jahr 1945 erhalten.
Durch Beschuss im Rahmen der Kampfhandlungen im April 1945 verbrannten zum überwiegenden Teil die Dachstühle sowie die Inneneinrichtung, und die Gewölbe stürzten ein.
Zwischen 1945 und 1959 erhielt das Kirchenschiff einen neuen Dachstuhl. Die zwei eingestürzten Gewölbe der Seitenschiffe wurden ergänzt. Das Mittelschiff erhielt eine flache Decke. Der Triumphbogen wurde mit einer Mauer als Abschluss gegen die Chorruine versehen.
Bis 1952 konnte zunächst der Turmschaft mit seinem achteckigen Aufsatz ohne Turmhelm gesichert werden. Dann verschlechterte sich der Bauzustand des Oktogons so stark, dass es im Jahr 1972 bis zum oberen Ende des quadratischen Schaftes abgerissen werden musste.
Der Chor existierte weiterhin als ungesicherte Ruine und an Dachstuhl, Eindeckung und im Innenraum nahm der Sanierungsbedarf soweit zu, dass sich die Kirchengemeinde an die Denkmalbehörden wandte.
Die Beratungen und Restaurierungsarbeiten fanden mit dem Ziel statt, das äußere Erscheinungsbild der Kirche weitestgehend entsprechend ihrem Zustand vor der Zerstörung im Jahr 1945 wiederherzustellen. Die Arbeiten wurden in drei Abschnitten geplant und ausgeführt: am Chorraum in der Marienkapelle, an den Mittelgewölben des Langhauses und der Wiederaufbau des Turmes.
So konnten im Chorraum nach Durchführung der Außenarbeiten die ersten farbigen Glasfenster im Jahr 1997 eingesetzt werden.
Auf dem 36m hohen Turmschaft wurde im Juni des Jahres 2000 die Basis für das darauf zu errichtende 16m hohe Oktogon aus Beton gegossen. Dazu wurden fast 100 t Beton benötigt, die nach oben gepumpt werden mussten.
Im August/September 2001 beobachteten zahlreiche Bürger, wie an mehreren Tagen mit Hilfe eines Hubschraubers trotz ungünstiger Witterung die dreiteilig vorgefertigte Kirchturmspitze aufgesetzt wurde.
Auf dem Kirchberg mit seinem bis ins laufende Jahr 2006 erneuerten Kirchplatz befinden sich neben der St.-Marien-Andreas Kirche auch solche anderen in den vergangenen Jahren sanierten Einzeldenkmale, wie die Gebäude Kirchplatz 5, Kirchplatz 6 und Kirchplatz 12
Gegenüber der St.-Marien-Andreas-Kirche befindet sich das zweigeschossige Fachwerhaus Kirchplatz 5. Vermutlich stammt dieses Haus aus dem Ende des 16. oder der 1. Hälfte des 17. Jhds. Es überstand auch den 30jährigen Krieg und gehört zu den ältesten der Stadt.
Dieses Haus ist ist ein zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau mit Lehmausfachungen und Satteldach.
Aufgrund konstruktiver Merkmale wird davon ausgegangen, dass das Haus aus dem 16. Jhd. stammen muß.
So bilden bei diesem Wandständer-Bau vom Boden bis zur Traufe durchgehende Ständer die tragende Konstruktion. Dieser Haustyp ist einmalig in der Stadt Rathenow und nur noch sehr selten im Havelland zu finden.
An diesem Haus auf der Westseite des Kirchplatzes erinnert eine Tafel an den Begründer der optischen Indurtrie in Rathenow, Johann Heinrich August Duncker. Hier wurde er geboren und richtete im Jahre 1800 seine erste Werkstatt ein.
Neben den Einzeldenkmalen sind andere Gebäude des Kirchberges durch ihre Lage im Denkmalbereich, wie z.B. das Gebäude Kirchplatz 16, geschützt. Die ehemalige Lateinschule wurde nach denkmalgerechter Sanierung im September 2005 feierlich eingeweiht.
Die Bauarbeiten zur Erneuerung der straßengebundenen Erschließung des gesamten Kirchberges und seiner angeschlossenen öffentlichen Verkehrsflächen wurden weitestgehend nach historischem Vorbild durchgeführt. Für die historischen Flächenbefestigungen wurde teilweise vorhandenes Material verwendet.
Der Südhang des Kirchberges wurde unter Berücksichtigung der historischen Anlage, insbesondere der Treppen und Stützmauern neugestaltet.