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Qualzucht – wer schön sein soll, muss leiden?

„Qualzuchten“ sind Tiere, die aufgrund der typischen Rassemerkmale so gezüchtet werden, dass Veränderungen der Körperteile entstehen, weitervererbt und geduldet werden. Diese Veränderungen führen zu Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen. Tatsächlich ist der Begriff „Qualzucht“ keine Erfindung der Medien, sondern fest im deutschen Tierschutzgesetz verankert. So wird im § 11b Tierschutzgesetz genau beschrieben, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit eine Zucht als Qualzucht eingestuft wird und damit verboten ist. 

 

Qualzuchtmerkmale:

  • kurze Schnauze
  • dicke Nasenfalte
  • großer runder Schädel
  • faltige Stirn
  • große runde Augen
  • dicker Hals mit Hautfalte
  • doppelt eingerollte Rute
  • kurzer (quadratischer) Körper
  • blaues Fell
  • dunkelblaue Augen
  • Vorbiss (Unterkiefer länger als Oberkiefer)

und noch viele mehr…

Auch wenn beispielsweise ein Hund auf den ersten Blick „gesund“ aussieht, ist er in seinem Leben - verglichen mit wirklich gesunden Rassen und Züchtungen - durchaus eingeschränkt. Zum Beispiel kann ein Hund mit kurzer Schnauze und/oder engen Nasenlöchern schlecht seinen Wärmehaushalt regulieren, wodurch es zum vermehrten Hecheln bis zur Überhitzung und schließlich zum Kollabieren kommen kann, weil der Körper nicht richtig oder nicht schnell genug abgekühlt werden kann.

Die großen Augen verursachen ebenfalls oft gesundheitliche Probleme. Diese sind oft ungenügend geschützt, was zu Hornhautverletzungen und Augeninfektionen führen kann. Nicht selten wölben sich die Lidfalten nach innen, was zur mangelnder Befeuchtung der Augen und daraus resultierenden Augenerkrankungen und Schmerzen einhergeht. Hautfalten sind mit wiederkehrenden Hautproblemen verbunden wie beispielsweise Juckreiz und Schmerzen, Hautentzündung, bakterielle Besiedelung, offene und eitrige Hautstellen, Einschränkungen der Sehfähigkeit durch übermäßige Falten und Kommunikationsprobleme mit Artgenossen durch reduzierte Mimik.

Hundenasen im Vergleich

Hundeschädel im Vergleich

Erläuterung: Das linke Bild zeigt einen Hund mit Kurzköpfigkeit, das rechte Bild zeigt den Schädel eines gesunden Hundes

Qualzuchtmerkmale sind aber auch nicht immer gleich erkennbar. Manchmal liegt das Problem unter der Haut: Deformierte oder gar fehlende Organe und Knochen, wie beispielsweise fehlende Wirbel bei einer fehlenden oder kurzen Rute oder zu wenig Platz für Zähne im Kiefer. Hat ein Hund eine lange Schnauze geerbt, kann dieser immer noch ein zu langes Gaumensegel haben und hierdurch Probleme mit der Atmung bekommen.

Die Züchtungen

Qualzuchtbeispiel anhand einer Französichen Bulldogge

 

 

 

 

Im Laufe der Jahre wurden Hunderassen mit Qualzuchtmerkmalen wie Shar-Pei, Mops, Bulldoggen aller Art, Pekinese und viele mehr immer beliebter, wodurch die Nachfrage rasant zunahm.

Wir sollten uns alle vor Augen führen, ob so eine Zucht wirklich in Ordnung ist und dem Tierwohl entspricht.

Was können wir tun?

  • Über Qualzuchten informieren und andere aufklären
  • Keine Tiere mit Merkmalen einer Qualzucht kaufen
  • stattdessen im Tierheim nachsehen
  • Keine Straßen- und Auslandskäufe aus Mitleid, die von diesen Merkmalen betroffen sind

... und ganz wichtig: die Tiere mit Qualzuchtmerkmalen, die schon da sind, liebhaben, artgerecht halten und sie – natürlich soweit sie können – das Leben genießen lassen, ganz ohne unnötige Vermehrung!