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Die "Neue Grippe" kommt näher - Amtsarzt mahnt zu Besonnenheit

Pressemitteilung 127/2009

Pressemitteilung 127/2009

 

Keine Entwarnung bei der "Neuen Grippe". Die Erkrankungszahlen in Deutschland nehmen zu, ein Impfstoff lässt noch etwas auf sich warten. Die Gesundheitsbehörden mahnen dennoch zur Ruhe: Der Krankheitsverlauf ist in der Regel milde, Panikmache und überzogenes Handeln sind völlig fehl am Platz.

 

Die "Neue Grippe", auch als "Schweinegrippe" bekannt, kommt näher. Die Zahl nachgewiesener Fälle hat vom Dienstag, dem 21. Juli, auf Mittwoch, 22. Juli, sprunghaft um mehr als 600 Fälle zugenommen. Deutschlandweit sind damit fast 2.500 Erkrankungen erfasst. Brandenburg mit bisher 20 und Berlin mit 75 Fällen sind dabei deutlich weniger betroffen als Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg. Im Havelland selbst ist noch kein Krankheitsfall aufgetreten. Noch wird die Mehrzahl der Infektionen durch Reiserückkehrer vor allem aus Spanien mitgebracht, aber jede vierte neue Infektion wurde in Deutschland erworben.

 

Die bisherigen Fälle in Deutschland sind zumeist milde verlaufen. Schwere Krankheitssymptome traten bei vielen Infizierten nicht auf, Todesfälle wegen der "Neuen Grippe" gab es bislang in Deutschland nicht. Weltweit beträgt die Sterblichkeit 5,5 Todesfälle auf 1.000 Erkrankungen: "Aktuell besteht kein Grund zur Besorgnis oder Aufregung"; beruhigt Dr. Erich Hedtke, Amtsarzt der Kreisverwaltung Havelland. Abgesehen von ihrer hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit unterscheidet sich die "Neue Grippe" im Krankheitsverlauf nicht von einer üblichen saisonalen Grippe.

 

Mit Quarantänemaßnahmen, Schutzimpfungen oder anderen Prophylaxe-Maßnahmen lässt sich die "Neue Grippe" aber nicht mehr eindämmen, sondern nur noch verlangsamen. Daher ist mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen mit dem ersten Fall im Havelland zu rechnen. Dr. Hedtke ruft daher zu Besonnenheit auf. Das Gesundheitsamt empfiehlt den Bürgern, nur bei deutlichen Krankheitszeichen einer Grippe, insbesondere hohem Fieber, starken Allgemeinsymptomen oder massiven Atemwegsbeschwerden, den Hausarzt, Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst oder die Rettungsstellen der Krankenhäuser in Anspruch zu nehmen.

 

In einigen Fernsehsendungen wurde am Mittwoch dazu aufgerufen, auch bei leichten Krankheitszeichen, wie Schnupfen oder leichten Halsschmerzen, den Hausarzt aufzusuchen oder einen Hausbesuch anzufordern. Davon rät das Gesundheitsamt des Landkreises Havelland dringend ab. "Eine derartig unangemessene ausgeweitete Inanspruchnahme der Hausärzte belastet und gefährdet die allgemeine ärztliche Versorgung der Kranken, die ihren Arzt dringender benötigen, in unverantwortlicher Weise", unterstreicht Dr. Erich Hedtke. Auf gemeinsame Empfehlung des Robert-Koch-Institutes, des Brandenburgischen Gesundheitsministeriums und der kreislichen Gesundheitsämter sollen auch die vielfach schon bei leichtem Verdacht eingesetzten Schnelltests, nicht selten auch nur "pro forma" bei Reiserückkehrern angewandt, nicht mehr genutzt werden. Die Erkenntnisse der vergangenen Wochen haben gezeigt, dass deren Ergebnisse nicht die notwendige Sicherheit geben.

 

Das Gesundheitsamt bittet daher, wirklich nur bei ausgeprägten Grippe-Symptomen (hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerz, Gliederschmerzen, Husten, Kreislaufstörungen etc.) den Hausarzt aufzusuchen oder um Hausbesuch zu bitten. Ein ausführlicher Labortest ist für eine klare Diagnose unumgänglich. Die Behandlung der "Neuen Grippe" unterscheidet sich nicht von der einer "normalen" Grippe, antivirale Medikamente sollen jedoch nur noch an Patienten abgegeben werden, wenn die Schwere der Erkrankung dies erfordert. Prophylaktisch sollen nur enge Kontaktpersonen der Erkrankten, die chronisch krank oder abwehrgeschwächt sind bzw. eine Infektion weit streuen könnten - zum Beispiel Kita-Erzieherinnen oder Altenpflegerinnen - gleichfalls behandelt werden. An einem Impfstoff wird mit Hochdruck gearbeitet, spätestens im Herbst soll er zur Verfügung stehen. Ansonsten gelten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen bei einer Grippe: Nach Möglichkeit Orte mit hoher Ansteckungsgefahr meiden, persönliche Hygiene beachten ("Hände waschen") und das obligatorische "Taschentuch vorm Mund beim Niesen". Eine "Reisewarnung" gibt es nicht: "Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er unter den jetzigen Bedingungen die Ferien in den USA oder Spanien verbringt, oder an die Ostsee oder in den Harz fährt", so Dr. Hedtke.