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Ministervorschlag zur Autobahnanbindung ist vernünftig und realisierbar

Pressemitteilung 24/2010

Pressemitteilung 24/2010

 

Der vom brandenburgischen Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger gemachte neue Vorschlag zur Anbindung des Westhavellands an die Autobahn A2 ist nach Ansicht von Landrat Dr. Burkhard Schröder und seines Baudezernenten Jürgen Goulbier ohne Alternative. Unter den gegenwärtigen Bedingungen stellt der Ministeriums-Plan die einzig realisierbare Variante dar.

 

Vogelsängers Vorschlag rückt von dem bisher verfolgten Neubau der B102 mit Havelquerung bei Pritzerbe und Autobahnauffahrt bei Wollin endgültig ab. Stattdessen soll die Ortsumgehung Premnitz bei Rathenow beginnend gebaut werden. Die B102 wird zwischen Döberitz-Gapel und Brandenburg verbreitert und mit Radweg versehen, im Stadtgebiet ausgebaut sowie von Brandenburg zur Autobahn an Schmerzke vorbei in drei Spuren geführt. "Ausgehend von den gegenwärtig herrschenden Rahmenbedingungen ist dies die einzige umsetzbare Lösung, um überhaupt eine bessere Autobahnanbindung zu erreichen"; meint dazu Landrat Dr. Burkhard Schröder: "Die bisher verfolgte Variante ist inzwischen aus demografischen, naturschutzfachlichen und finanziellen Gründen gegenüber dem zuständigen Bundesministerium nicht mehr durchsetzbar."

 

So haben sich beispielsweise die Baukosten für den ursprünglichen Trassenverlauf, die vor sieben Jahren noch mit circa 36 Millionen Euro prognostiziert wurden, auf inzwischen 97 Millionen Euro erhöht. Allein die Ortsumgehung Brandenburg Nord mit Havelquerung bei Pritzerbe wird nun mit 45 Millionen Euro beziffert. "Wenn man bedenkt, dass der Bund dem Land Brandenburg in Zukunft insgesamt nur noch 50 Millionen Euro jährlich für Investitionen an Bundesstraßen und Autobahnen zur Verfügung stellt, wird schnell klar, dass diese Variante finanziell nicht mehr umzusetzen ist"; erklärt dazu Jürgen Goulbier. Dazu kommen unwägbare naturschutzfachliche Risiken. Zum Beispiel schneidet die Havelquerung Pritzerbe und der weitere Verlauf der bisher geplanten B102n hochsensible Natur- und Vogelschutzgebiete. Naturschutzverbände haben für den Fall eines Baus dieses Teilabschnittes in jedem Fall Klagen angekündigt. Diese würden einen Baufortschritt im günstigsten Fall auf unabsehbare Zeit verzögern, wahrscheinlich sogar ganz verhindern.

 

Nicht zuletzt müssen Bevölkerungsentwicklung und zu erwartende Fahrzeugbelastung heute anders bewertet werden als noch vor sieben Jahren. Neueste Prognosen sehen einen stärkeren Rückgang der Einwohnerzahlen bis 2025 voraus als in früheren Planungen angenommen. Das wird auch Auswirkungen auf die Entwicklung des Fahrzeugverkehrs haben. So ging der Bundesverkehrswegeplan noch 2004 von täglich 6.000 bis 12.000 Fahrzeugen auf der B102n im Jahr 2015 aus. Inzwischen wird für 2025 mit höchstens 5.000 bis 10.000 Fahrzeugen pro Tag je nach Streckenabschnitt gerechnet. "Aus diesen Erhebungen heraus und durch die Kostenentwicklung im Straßenbau bedingt hat das Infrastrukturministerium festgestellt, dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis der bisher favorisierten Trassenführung deutlich schlechter eingeschätzt werden muss als vor einigen Jahren"; so Jürgen Goulbier.

 

Die nun vorgestellte Variante des Ministers mit Ortsumgehung Premnitz und Ertüchtigung der B102 stellt eine akzeptable Alternative dar. Die Fahrzeit von Rathenow zur A2 würde sich von gegenwärtig rund 50 Minuten auf 38 verkürzen. Durch die Ortsumgehung Premnitz wird auch zahlreicher Verkehr aus den Ortslagen Rathenow, Mögelin, Premnitz und Döberitz herausgeführt. Da im Bundesverkehrswegeplan zudem der Bau der A14 von Magdeburg aus Richtung Norden an Stendal vorbei beschlossene Sache ist, haben Autofahrer aus dem Westhavelland auch in Richtung Westen perspektivisch einen deutlich besseren Zugang zum Autobahnnetz. Gegen diese Argumentationen gab es während einer Beratung beim Verkehrsminister am 7. Februar seitens der anwesenden Bürgermeister und Wirtschaftsvertreter keine ernsthaften Gegenpositionen mehr.

 

Als besonders wichtig schätzen Landrat Dr. Schröder und Dezernent Goulbier die Zusage des Ministers ein, den ersten Teil der Ortsumgehung Premnitz, die Spange von der B188n zum Gewerbegebiet Heidefeld, noch bis zur BUGA 2015 zu bauen. Dies würde die Verkehrsströme zu diesem touristischen Großereignis effizienter gestalten. Der zweite Bauabschnitt soll in der Folge zeitnah realisiert werden. "Die Ortsumgehung ist auch für die weitere Entwicklung der Industriestandorte Rathenow und Premnitz von herausragender Bedeutung", sagte Landrat Dr. Schröder in diesem Zusammenhang. Aus dieser Überlegung heraus sowie angesichts der naturschutzfachlichen Bedenken zur Havelquerung bei Pritzerbe hatte der Landrat bereits im Jahr 2003 in einem Brief an das Ministerium die vorgezogene Realisierung der Ortsumgehung Premnitz eingefordert.

 

Das Infrastrukturministerium wird im nächsten Schritt zeitnah gemeinsam mit der Stadt Brandenburg zur Verbesserung der innerstädtischen Verkehrsführung bis zum Autobahnanschluss am Paterdammer Berg Lösungsmöglichkeiten beraten. Im 2. Quartal dieses Jahres wird dann die nächste große Beratungsrunde mit Vertretern der betroffenen Kommunen und der Wirtschaftsverbände stattfinden.