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"Raus aus den Schubladen" - Zukunftswerkstatt Psychiatrie

Am Mittwoch, 7. November, laden das Gesundheitsamt des Landkreises und die Psycho-Soziale Arbeitsgruppe (PSAG), ein Zusammenschluss aller an der Betreuung psychisch Kranker beteiligten Institutionen und Verbände im Havelland, zu einem ganztägigen Fachtreffen nach Friesack in die Mensa des Oberstufenzentrums ein. Unter dem Motto "Raus aus den Schubladen" wollen sich Vertreter Freier Träger, Verbände, Ehrenamtlich Aktive und Betroffene sowie Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter über neue, innovative Ideen zur psychiatrischen Versorgung im Landkreis austauschen. Ziel soll dabei sein, personenbezogene und effektive Betreuungsmodelle zu schaffen.

"Ein Blick über den Tellerrand, hin zu modellhaften Versorgungsstrukturen anderer Regionen soll dabei helfen", erläutert Andreas Jäkel, Psychiater und Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes im Gesundheitsamt, und fügt hinzu: "Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!"

 

Der Vormittag der "Zukunftswerkstatt" ist Fachvorträgen vorbehalten. Nach der Eröffnung um 9 Uhr durch die Sozialdezernentin Margarethe von Fintel referiert Stefan Paulaeck, Leiter des Betreuten Wohnens der Gesellschaft für Gemeindepsychiatrie, Rostock, zum Thema "Regionales Budget - Individuelle Hilfen in der Modellregion Rostock". Statements einer Psychiatrie-Erfahrenen mit dem Fokus "Regionale Hilfen, persönliche Wünsche" und die Einschätzung der gerontopsychiatrischen Versorgung aus Sicht der Angehörigen folgen. Nach einer Kaffeepause berichtet die Psychologin Hörrmann-Lecher vom Berliner Träger "PROWO" von ihrer Arbeit mit Menschen mit Sucht- und psychotischen Erkrankungen, so genannter "Doppeldiagnosen". Dr. Werner Schütze, Chefarzt der Psychiatrie der Havellandklinken wird im Anschluss über das Projekt "Havelländisches Netzwerk gesunde Kinder" und seine Chancen im Hinblick auf psychisch kranke Eltern und ihre Kinder sprechen.

Am Nachmittag werden die in den Fachvorträgen angerissenen Themen in vier Workshops vertieft und diskutiert. Workshopthemen sind Eingliederungshilfe, Pflegeversicherung, Kindergesundheit und Versorgung bei "Doppeldiagnosen" und damit einerseits das System der staatlichen Sicherungen; andererseits diagnostische und daraus erwachsende therapeutische, soziale und Lebens-Hilfe.

 

"Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sollen die Fachplanung in voranbringen und in den Psychiatrieplan eingehen, der 2008 erstellt und dem Kreistag vorgelegt wird", erklärt Jäkel abschließend. In dieser Planung muss der Landkreis als zuständige Behörde darlegen, wie und unter welchen Prämissen die psychiatrische Versorgung in der Region erfolgen soll.

 

Generell wird bundesweit davon ausgegangen, dass ca. 10-15 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben psychisch erkranken, 3 Prozent davon schwer.

Im Landkreis Havelland waren mit Stand Juni 2007 ca. 700 Menschen in stationärer psychiatrischer Betreuung. Darunter sind 254 Menschen mit geistiger Behinderung und knapp 100 mit schwerer seelischer Behinderung oder schwerer Alkoholerkrankung. Weitere 110 Menschen mit psychischen bzw. Suchterkrankungen werden ambulant betreut.